„Lockdown“, ein Wort wie „Tsunami“, ein Begriff, mit dem wohl noch vor einem Jahr vor allem Science-Fiction-Aficionados etwas hätten anfangen können. Den Begriff „Lockdown“ kennen mittlerweile selbst Kinder. Corona hat unser Leben und unsere Wahrnehmung verändert. Lockdowns an sich sind aber auch in der Schweizer Geschichte keine neue Erscheinung, auch wenn sie anders genannt wurden. In den Zeiten der Pest hat manche Stadt und Region versucht, dem schwarzen Tod zu entrinnen, indem man sich einschloss oder andere ausschloss. So geschehen auch im Berner Oberland im 17. Jahrhundert. Damals kam es bei einer Pestwelle zu einem „Lockdown“ bei Grindelwald.
Die Umstände zu diesem Ereignis sind von Christian Rubi in seinem Werk „Im Tal von Grindelwald“ sehr schön beschrieben. Christian Dueblin hat das Ereignis auf Basis der Beschreibungen von Christian Rubi zusammengefasst. Da diese Zusammenfassung auf grosses Interesse gestossen ist, stellt sie Xecutives.net nachfolgend gerne einer weiteren Leserschaft zur Verfügung.
1669 wütete im Berner Oberland die Pest. Rund zwei Drittel der Bevölkerung Grindelwalds dürfte damals den Tod gefunden haben. Vieles von damals erinnert an die Corona-Krise. Christian Rubi beschreibt die Vorkommnisse von damals in seinem fünfbändigen Werk „Im Tal von Grindelwald“ (Band 1, S. 48 ff., Verlag Sutter Druck AG, 1985). Es kam damals zu einem Lockdown. Viehzüchter aus dem Berner Oberland durften ihr Vieh nicht nach Lugano an den Markt bringen, da man dort Angst vor der Pest hatte. Es kam zu diversen Reaktionen auch aus der Politik. Man beklagte grosse wirtschaftliche Schäden. Es wurde die sofortige Aufhebung dieser „Marktabschneidung“ gefordert. Damals war noch nicht klar, was 1669 noch passieren würde. Später wurde denn auch Grindelwald abgesperrt, aber es war schon zu spät. Ein aus dem Aargau heimkehrender Iseltwalder hatte die Pest in sich und steckte das ganze Tal von Lauterbrunnen an. Als es um die Arztkosten ging, schreibt Rubi:
“Als es sich im Jahre 1670 dann um die Bezahlung der Arztkosten handelte, liess die Regierung [Bern] den Grindelwaldern sagen, „dass alles das ihnen begegnete Unheil sy sich zum Theil selbsten auf den Hals gezogen durch Verachtung guter orbrigkeitlicher Ordnung, was sy ihnen künftig zur Warnung und Nachricht dienen lassen werdind“.
Erfahren Sie hier mehr zum Lebenslauf von Christian Rubi:
Zürcher, Christoph: „Rubi, Christian„, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.11.2016
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