Xecutives.net Interview mit Martin Degen zum Thema Whisky_Ein Fass Whisky Ardnamurchan Cask 2015

Martin Degen hat 35 Jahre lang als IT-Spezialist für Banken gearbeitet und mehr als 25 Jahre lang Teams im Bereich globale Softwareverteilung und Config Management geleitet. Der Kaufmann und IT-Spezialist fing vor rund 35 Jahren an, sich mit dem Thema Whisky auseinanderzusetzen. Die Liebe zum Whisky stellte sich aufgrund eines Zufalls ein, eine einsame Flasche, die im Regal stand. Heute verfügt Martin Degen über eine beachtliche Whisky-Sammlung mit über 2000 Flaschen der Spirituose. Mit dem Sammeln von Whisky war es aber nicht getan. Martin Degen wollte dem Whisky auf den Grund gehen. So führten ihn diverse Reisen nach Schottland, wo er schon früh Einblick in den Herstellungsprozess erhielt und seine Kenntnisse in Sachen Geschichte und Entstehung der alten Spirituose vergrössern konnte. Mit der Begeisterung für den Whisky stellte sich auch grosses Interesse für Schottland und die schottische Kultur ein. Martin Degen besorgte sich auch einen Kilt und lernte mit Kollegen das Dudelsackspiel. Sein Dudelsack-Lehrer war Gérard Goetti, der im Jahr 2009 als Interviewpartner von Xecutives.net zur Verfügung stand und Auskünfte zum Instrument und zur Spielweise erteilte.

Für Menschen wie Martin Degen, die sich für Whisky interessieren, bedeutet der Whisky aber auch eine besondere Lebenseinstellung. Die Faszination für die Geschichte des Whiskys und die schottische Kultur ist vielen Liebhabern gemeinsam. Im Interview mit Xecutives.net gibt Martin Degen Einblicke in die Whiskyszene und er zeigt auf, was man bei der Herstellung von Whisky beachten muss. Dass auch Frauen sich immer öfters für Whisky interessieren, erstaunt ihn nicht.

Xecutives.net: Lieber Herr Degen, hat Sie der The Doors-Song «Show Me the Way to the Next Whiskey Bar» auf die Idee gebracht, Whisky zu probieren?

Martin Degen: (Lacht) Fast, aber nicht ganz! Ich bin auf den Whisky gekommen, da mich andere Getränke im Ausgang nicht wirklich angemacht haben. Meine Kollegen haben die üblichen Drinks, wie Whisky-Cola, Bacardi-Cola und ähnliches getrunken. Ich konnte mich damit nie anfreunden und bin dann bei einem Single Malt hängen geblieben, da die Flasche einsam im Regal stand.

Xecutives.net: Man kennt Sie in Whisky-Kreisen als Whisky-Liebhaber und -Sammler. Sie nehmen regelmässig an Whisky-Degustationen teil und organisieren im Freundes- und Kollegenkreis Whisky-Events. Wie hat sich ihre Freude und Ihr Interesse am Whisky in den Jahren entwickelt?

Martin Degen: Das Thema hat mich von Anfang an interessiert. 2006 habe ich mit vier guten Freunden eine Woche in der Distillery Bruichladdich auf der Insel Islay in Schottland gearbeitet und die dortige Whisky Academy absolviert – ja, wir sind seit dort Akademiker und Single Malt Ambassadoren (lacht). Wir konnten den gesamten Prozess durchlaufen, was ein unglaubliches Erlebnis war.

Distillerie Bruichladdich, Insel Islay, Schottland, 2006_Uli Aellig, Jim McEwan und Martin Degen, letzterer im Interview mit Xecutives.net
Von links nach rechts: Uli Aellig (blackforest-tastings.de), Jim McEwan und Martin Degen in der Distillerie Bruichladdich 2006 auf der Insel Islay in Schottland

Whisky ist ein sehr ehrliches Getränk. Scotch Malt Whisky besteht lediglich aus drei Zutaten: Wasser, gemälzter Gerste und Hefe. Lediglich die Zugabe von Farbstoff (E150m – Zuckercouleur) ist erlaubt. Über die Zugabe von Farbstoff lässt sich streiten… Die Scotch Malt Association schreibt vor, dass sich der Brand erst nach drei Jahren Lagerung in einem Eichenfass in Schottland seinen Namen verdient hat. Die Reifung im Fass verleiht dem Whisky rund 80% seines Geschmacks. Das ist auch das Faszinierende an der Sache, da nicht vollständig erklärt werden kann, was da genau passiert. Ich sehe das als etwas Magisches.

Strathisla, Schottland, 2004_aus dem Xecutives.net-Interview mit Martin Degen über Whisky
Strathisla Distillerie in Keith, Schottland

Xecutives.net: Man weiss aus der Geschichte, dass es Whisky schon im Mittelalter gab, wohl, wie bei vielen anderen Spirituosen, von erfinderischen Mönchen destilliert und hergestellt. Die Schreibweise ist für Aussenstehende verwirrend. Man schreibt oft «Whisky», aber auch «Whiskey», die Amerikaner nennen ihn auch «Burbon». Können Sie uns etwas über die Geschichte des Whiskys erzählen? Und woher stammt der Name Whisky überhaupt?

Martin Degen: Die Frage ob Whisky zuerst in Irland oder Schottland entstand ist bis heute ungeklärt. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich 1494 in Schottland, als ein Benediktinermönch Malz für die Herstellung von Aquavit kaufte. Whisky ist die schottische/irische Schreibweise. Das Wort leitet sich aus dem gälischen Wort «Uisge beatha» her und bedeutet wörtlich «Wasser des Lebens», vergleichbar mit «Eau de Vie» im Französischen. «Whiskey» hingegen ist die amerikanische Schreibweise.

Beim Scotch Whisky unterscheiden wir zwei Hauptarten: Den Malt Whisky und den Grain Whisky. Für Malt Whisky wird ausschliesslich gemälzte Gerste verwendet, für Grain Whisky wird eine Mischung verschiedener Getreidesorten wie Mais, Weizen, Roggen oder ungemälzte Gerste verwendet. Malt Whisky wird in sogenannten Pot Stills gebrannt, Grain Whisky in Column Stills (auch Coffey Stills genannt).
Beim amerikanischen Whiskey unterscheiden wir zwischen Bourbon, ursprünglich nur in Kentucky gebrannt, welcher aus mindestens 51% Mais und zusätzlich meist Roggen oder Gerste besteht und Rye, welcher zu mindestens 51 % aus Roggen besteht. Amerikanischer Whiskey muss mindestens zwei Jahre in einem frischen Eichenfass gelagert werden.

Anders als die Schotten, dürfen die Amerikaner die Fässer nicht wiederverwenden, wohingegen die Schotten fast nur gebrauchte Fässer verwenden. Darunter meistens gebrauchte amerikanische Whiskey Fässer (meist Bourbon), aber auch Sherry, Portwein, Rum und Wein Fässer. Diese Fässer beeinflussen den weiteren Geschmack des Whiskys. Das sogenannte Wood Management ist eine Wissenschaft für sich und trägt massgeblich zum Character des fertigen Produkts bei.

Whisky im Eichenfass Ardnamurchan Cask_ Martin Degen im Xecutives.net-Interview über seine Leidenschaft und Hobby "Whisky"
Ardnamurchan Cask im Eichenfass

Xecutives.net: In den letzten Jahrzehnten wurde Whisky zu einer der beliebtesten Spirituosen, auch in der Schweiz und vielen anderen Ländern. Mich erinnert das an den Zigarren-Kult, der meines Erachtens mit Whisky ebenfalls zu tun hat. Viele Whisky-Lounges bieten Fumoirs, in denen man neben einem Whisky auch einer guten Zigarre frönen kann – und umgekehrt. Sind Whiskyliebhaber auch oft Zigarrenraucher?

Martin Degen: Nicht zwingend, aber der Genuss von Whisky, wie auch der von Zigarren ist eine Art Savoir Vivre. Whisky- und Zigarren-Liebhaber sind Genussmenschen. Für beides sollte man sich Zeit lassen, um das Produkt geniessen zu können.

Xecutives.net: Ich stelle fest, dass es auch sehr viele Frauen gibt, die Whisky konsumieren und sogar Whisky Degustationen anbieten. Hat sich der Frauenanteil in den letzten Jahren vergrössert?

Martin Degen: Oh ja, allerdings! Als ich mit Whisky anfing, haben Frauen meistens die Nase gerümpft und einen weiten Bogen um dieses schöne Getränk gemacht. Zu stark, zu rauchig, zu männlich… Inzwischen hat sich das aber geändert. Ich bin der Meinung, dass sich für jeden Geschmack ein Whisky finden lässt, sofern man offen für das Thema ist. Whisky ist die Spirituose mit der grössten Geschmacks-Bandbreite.

Xecutives.net: Whisky ist zu einem grossen internationalen Geschäft mutiert. Schätzungen gehen davon aus, dass pro Jahr für CHF 90 Milliarden Whisky konsumiert wird. Wir sprechen hier von fast 3 Milliarden Litern, die getrunken werden. Das sind unglaubliche Zahlen für eine Spirituose, mit der man noch vor 50 Jahren in unseren Breitenkreisen, einmal abgesehen von einer Handvoll Liebhabern, kaum jemand begeistern konnte.

Martin Degen: Der Aufstieg des Whiskys ist dem Konsum von Mix-Getränken zu verdanken. Wer kennt nicht «Whisky-Cola» aus seiner Jugendzeit. Der Whisky, welcher für dieses Mix-Getränk verwendet wird, ist meist ein Blend Whisky, welcher aus verschiedenen Whiskys verschiedener Distillerien und einem grossen Anteil an Grain Whisky besteht. Rund 90% der gesamten Whisky Produktion fällt auf Blended Whisky. Für Whisky-Liebhaber sind aber die restlichen 10%, die Single Malts wirklich interessant, da sie aus einer einzigen Distillerie stammen. Noch interessanter sind dann sogenannte Single Cask Whisky, bei denen der Inhalt eines einzigen Fasses abgefüllt wird. Ein solcher Single Cask Whisky ist somit einzigartig, da es nur eine sehr begrenzte Anzahl an Flaschen gibt, abhängig vom Inhalt des Fasses.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Das soll auf keinen Fall eine Abwertung der Blended Whisky sein. Sie können den Blend mit einem Orchester vergleichen, wohingegen der Single Malt dem einzelnen Musiker gleichzusetzen ist. Gemeinsam schaffen sie ein grossartiges Konzert, aber das Solo eines Geigers ist dann doch einzigartig. Wenn Sie sich vorstellen, dass ein sogenannter Master Blender einen Whisky aus zig verschiedenen Bestandteilen kreieren muss, die sich immer wieder verändern und trotzdem immer dasselbe Ergebnis erzielt. Dies bedingt eine ausserordentliche Sensorik, die nur wenige Menschen haben.

Xecutives.net: Wie kam es später zu diesem Whisky-Boom, der bis heute anhält?

Martin Degen: Abgesehen vom starken Konsum von Blended Whisky kommen neue Märkte wie Asien und vor allem Indien dazu. Tatsächlich ist Indien der mit Abstand grösste Whisky-Markt der Welt, sowohl als Konsument als auch als Produzent.

In den letzten Jahren ist auch der Konsum von Single Malt Whisky gestiegen, da immer mehr Leute auf den Geschmack kommen und die Individualität der Single Malts entdecken. Trotzdem ist der Single Malt mit ca. 10% am Gesamtvolumen von Whisky immer noch ein Nischenprodukt.
Der weltweite Trend und auch die Preise sind zurzeit leicht rückläufig, was auch mit der enormen Anzahl an neuen Distillerien, die in den letzten Jahren gebaut wurden, und der allgemeinen Produktionssteigerung zu tun hat.

Xecutives.net: Ein Barkeeper in Dublin sagte mir vor ein paar Jahren, als ich einen Whisky trinken wollte: Only mad man drink Whisky! Dann stellte er mir ein Guinness auf die Theke. Ein gestandener alter Ire meinte, dass nur an der Grippe erkrankte Menschen zuhause Whisky trinken würden. Den würde man warm trinken.

Martin Degen: (lacht) Nun ja, nicht alle können den Whisky schätzen. Das gilt nicht nur für die Schweiz, sondern eben auch für Irland. Häufig ist das auch eine Preisfrage. Obwohl der Whisky in Irland auch ein wichtiges Export Produkt ist, ist er oftmals für die Bevölkerung schlicht zu teuer, um einen Abend im Pub zu verbringen. Mit Bier ist es etwas einfacher, da bei Whisky der Abend schneller vorbei sein kann.

Xecutives.net: Sie haben mir vor einiger Zeit Flaschen gezeigt, die für über CHF 10k erstanden werden können. Das stellt die besten Bordeaux-Weine in den Schatten. Was ist es, was Whisky tlw. so teuer macht? Martin Degen: Die Preise für gewisse Whisky sind in den letzten Jahren, abhängig von der Distillery und der Seltenheit, ins schier Unermessliche gestiegen. Kürzlich wurde eine Flasche 60-jähriger Macallen aus dem Jahre 1926 für rund 1.5 Millionen britische Pfund versteigert. Leider gibt es inzwischen viele Menschen, denen es nur noch um den Preis geht und nicht um das Produkt als solches.

Xecutives.net: Whisky ist tatsächlich für viele Menschen nicht nur eine Spirituose, sondern auch eine Geldanlage. Wenn man die richtige Nase hat, kann man mit Whisky, ähnlich wie mit Wein, Geld verdienen. Auf was muss man aber achten, wenn man Whisky als Anlagenobjekt in Betracht zieht?

Martin Degen: Ich persönlich würde nicht auf Whisky als Geldanlage setzen. Das hätte man vor 30 Jahren machen können. Klar sind die Preise vor allem für Whisky aus längst geschlossenen Distillerien sehr stark gestiegen und wenn man sich von diesen Flaschen vor einigen Jahren ein paar zugelegt hat, dann haben die an Wert zugelegt. Aber mir geht es vor allem um den Genuss.
Wenn jemand aber Whisky als Investitionsobjekt betrachtet, dann gilt es vor allem darauf zu schauen, dass der Whisky aus eine zuverlässigen Quelle stammt, da es leider viele Fälschungen auf dem Markt gibt. Von den immer noch aktiven Distillerien sind Flaschen von Macallan, Highland Park und Springbank sehr gefragt, aber meist auch überteuert. Bei den «closed Distilleries» gehören Port Ellen, Brora und Rosebank zu den gesuchten Raritäten, bei denen vierstellige Beträge aufgerufen werden.

Xecutives.net: Sie selber haben eine beachtliche Sammlung von über 2’000 Flaschen Whisky. Wie kommt man zu einer solchen Anzahl Flaschen und welche Whiskys sind Ihre Favoriten?

Martin Degen: Nun ja, im Laufe der Jahre hat die eine oder andere Flasche den Weg zu mir gefunden. Es gibt heute keinen wirklich schlechten Whisky auf dem Markt. Schlussendlich ist es wie bei allem immer die Frage des persönlichen Geschmacks. Ich stelle fest, dass sich im Lauf der Jahre meine Vorlieben geändert haben. Vor 20 Jahren war ich mehr auf der rauchigen Seite, heute bin ich eher Sherry-lastig. Auf die Frage, welches ist der beste Whisky, zitiere ich gerne einen guten Freund mit den Worten: «Der nächste». (lacht)

Xecutives.net: Die Whiskyvielfalt ist, wie Sie sagen, enorm. Es gibt rauchigen Whisky, malzigen und fruchtigen Whisky und es wird immer wieder Neues probiert. Oft schmeckt der Whisky auch holzig oder gar salzig. Die Ausgangsstoffe für Whisky sind aber immer in etwa die gleichen, nämlich, wie Sie sagen, Gerste, Mais, Rogge oder Weizen. Wie erhält der Whisky schliesslich seinen besonderen Geschmack?

Martin Degen: Malt Whisky besteht aus gemälzter Gerste. Beim reinen Destillat unterscheidet man zwischen peated und unpeated Spirit. Beim peated Spirit wird die Gerste über Torffeuer getrocknet, was dem Destillat dann den rauchigen Charakter verleiht. Der Phenolgehalt wird in PPM (Phenol Parts Per Million) gemessen. Da Torf in vielen Teilen Schottlands häufiger vorkommt als Holz, wurde die Gerste oftmals über Torffeuern getrocknet. Mit der Zeit kamen andere Brennquellen, wie z.B. Gas oder Öl dazu. In den letzten Jahren ist aber ein wahrer Hype mit stark getorftem Whisky entstanden, was zu einem regelrechten Wettrennen bei den Distillerien geführt hat, wer den rauchigsten Whiskys herstellt.

Xecutives.net: Im Gegensatz zum Wein, der in Flaschen über die Jahre seinen Geschmack vollkommen verändern kann, verändert sich der Whisky in der Flasche aber kaum noch. Worauf ist das zurückzuführen?

Martin Degen: Die Reifung des Whisky findet nur im Fass durch die Interaktion mit dem Holz statt. Sobald er in Flaschen abgefüllt ist, wird diese Reifung gestoppt und im besten Fall verändert er sich nicht mehr. Allerdings kann auch Whisky Kork haben. Das ist zwar glücklicherweise seltener der Fall als bei Wein, kann aber durchaus passieren und ist dann äusserst ärgerlich, da dieser Whisky dann völlig ungeniessbar ist. Unschön vor allem, wenn es bei einer alten Flasche passiert, die man nicht mehr ersetzen kann.

Xecutives.net: Sie kennen viele Whiskyproduzenten und Whiskyliebhaber, zu denen Sie auch gehören. Haben diese Menschen einmal abgesehen von der Freude an der Spirituose gemeinsame Charaktereigenschaften? Kann man das vielleicht vergleichen mit Menschen, die Jazz mögen, eine Musik, die oft viel vom Hörer abverlangt und grösstenteils auf Improvisation beruht? Oder mit Zigarrenrauchern, die oft die Gemütlichkeit und Entschleunigung schätzen?

Martin Degen: Ich würde uns als Whisky Aficionados bezeichnen. Die Freude an schönen Dingen ist uns wohl allen gemeinsam. Whisky sollte mit Genuss, Verstand und Respekt vor dem Produkt getrunken werden.

Xecutives.net: Hatte das Thema Whisky für Sie auch Einfluss auf Ihre Arbeit als IT-Spezialist? Hat der Whisky in irgendeiner Art Ihre Arbeit geprägt?

Martin Degen: Vielleicht die Einsicht, dass man nichts überstürzen und sich Problemen mit einer gewissen Ruhe widmen sollte, nachdem man sich den Überblick über die Situation verschafft hat.

Xecutives.net: Sie haben viele Reisen nach Schottland unternommen und auch die kleinen Inseln der Küste entlang besucht, auf denen Whisky destilliert wird. Gibt es in Bezug auf den Konsum von Whisky Unterschiede zwischen Schotten und dem Rest der Welt, bspw. der Schweiz? Und wie ist es den Schotten, wo es heute noch rund 150 aktive Destillerien gibt, gelungen, die Faszination für Whisky in die Welt zu tragen? Steckt hier eine grosse gemeinsame Marketingstrategie dahinter?

Martin Degen: Der Pro-Kopf-Verbrauch von Whisky liegt in Schottland (je nach Quelle) bei etwa 2–3 Liter pro Jahr, in der Schweiz hingegen bei eher unter 1 Liter pro Jahr. Bei uns dominieren immer noch Wein und Bier den Alkoholmarkt.
Das Erfolgsrezept für Whisky lässt sich sicher auf eine Kombination von Tradition, Qualität, Handwerk und vor allem auf ein cleveres Marketing zurückführen. Im 19. Jahrhundert begannen schottische Distillerien, Whisky weltweit zu exportieren. Natürlich hat auch die Tatsache geholfen, dass das British Empire einen sehr grossen Markt darstellte.

Eilean Donan Castle, Schottland 2010, aus dem Interview mit Martin Degen über Whisky, von Xecutives.net
Eilean Donan Castle, 2010

Xecutives.net: Sie sind neuen Whisky-Ideen gegenüber aufgeschlossen, was auch Ihre Sammlung zeigt. Sie sind und waren auch schon an Fässern beteiligt, die zu einem gewissen Zeitpunkt abgefüllt werden. Wo gibt es für Sie im Umgang mit Whisky und neuen Geschmacksrichtungen Grenzen? Wann rümpfen Sie bei neuen Ideen als Whiskyliebhaber die Nase?

Martin Degen: Ich bin ein Freund der traditionellen Produktion – nenne Sie mich einen Nostalgiker und Romantiker. Sollte also jemand versuchen auf künstliche Weise den Whisky nachzubilden, wäre das für mich persönlich ein Tabu. Ansonsten bleibt es beim Slogan: «Erlaubt ist was gefällt».

Xecutives.net: Wie wird sich der Whisky-Markt weiterentwickeln? Was sind Tendenzen, die Sie beobachten können?

Martin Degen: In der letzten Zeit stellt man einen leichten Rückgang fest, hauptsächlich aufgrund der US-Zölle und auch des geschrumpften Wirtschaftswachstums in China. Allerdings sehen wir auch eine steigende Nachfrage im Bereich Premium Whisky. Schwellenmärkte wie Indien, Brasilien und der asiatische Raum gewinnen zunehmend an Bedeutung. Es bleibt also spannend.

Xecutives.net: Lieber Herr Degen, ich bedanke mich für die Zeit, die Sie sich für dieses Interview genommen haben, auch für den hervorragenden Whisky, den ich eben mit Ihnen geniessen durfte. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude beim Thema Whisky!

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