Aus «Das Buch für Alle – Illustrierte Familienzeitung» Jahrgang 1901, mit einem damals spektakulären Bericht zur Technik der Feuerwehr vor über 120 Jahren

Das Buch für alle aus dem Jahr 1901, der Illustrierten Familienzeitung, Chronik der Gegenwart
Titelblatt „Das Buch für Alle“, 1901

Wer heute die Feuerwehr ruft, darf damit rechnen, dass sie in wenigen Minuten an der Brandstelle erscheint und mit gut durchdachten Abläufen den Brandherd löscht. Damals, vor 120 Jahren, stellte Feuer eine grosse Gefahr dar. Heutige Feuerwehren hingegen haben nur noch selten mit Feuer zu tun. Oft geht es nebst vielem mehr darum, überschwemmte Keller auszupumpen oder nach Stürmen die Strassen von umgefallenen Bäumen zu säubern. Alles sehr herausfordernd für das Feuerwehrpersonal, das jederzeit einsatzbereit sein muss. Hin und wieder wird auch eine Katze vom Baum geholt oder Wespennester werden entfernt. Feuer wie damals gibt es heute aufgrund verbesserter Bausubstanz und Technik glücklicherweise nur noch selten.
Vor 120 Jahren musste man sich in Sachen Feuerwehr nicht selten gedulden. Ein grosser Ansporn damals für Feuerwehrmänner und Ingenieure, das technische Equipment zu verbessern.

Im «Das Buch für Alle» von 1901 wird von einem vierrädrigen Wagen berichtet, den die Breslauer Feuerwehr einsetzte (s. Bild). Dieser Wagen war damals eine Sensation, denn mit dem Vierrad konnte die Feuerwehr einige Minuten schneller am Brandherd erscheinen als noch mit der herkömmlichen Methode – mit einer von Pferden gezogenen Kutsche. Das neue Vehikel war nicht nur schneller, sondern auch schneller einsatzfähig.

Das Vierrad, damals auf dem neusten Stand der Technik, wurde von drei Feuerwehrmännern durch stetes Treten bewegt. Nach kurzer Zeit schon wurde das Vierrad in Breslau überholt und durch ein erstes Feuerwehrauto mit einem Benzinmotor ersetzt.

Die Feuerwehr anno 1900, von der Kutsche zum Motorvierrad_Xecutives.net-Bericht
Die Feuerwehr im Jahr 1901, mit dem damals innovativen Motorvierrad

Diese Neuerung revolutionierte die Feuerwehr:
Das Treten des Vierrades auf schlechtem Pflaster, bei Schnee und Steigungen war höchst beschwerlich. Das motorgetriebene Feuerwehrfahrzeug hingegen bedurfte keiner körperlichen Anstrengung der Besatzung vor dem eigentlichen Einsatz. Die Feuerwehr konnte mit dem neuen Gefährt mit Benzinmotor zudem mehr Einsatzmaterial mitnehmen. Eine der Aufgaben der Feuerwehr bestand u.a. darin, zweckmässige Zugänge zu potentiellen Brandstätten zu erkunden und es wurde ein mitgeführter 60 Meter langer Schlauch ausgelegt. Nebst kürzerer Anfahrtszeit waren die Ermüdungserscheinungen bereits vor dem Feuerwehreinsetz mit dem neuen Fahrzeug beträchtlich kleiner und mehr Energie zur Rettung von Menschenleben vorhanden.
Das neue Feuerwehrauto hatte sich innerhalb kürzester Zeit in Breslau bewährt und wurde bald in anderen Städten bewundert und eingesetzt.

Diese Verbesserung legte den Grundstein für die moderne Feuerwehr. Bis heute bilden die Nachkommen dieses Motorwagens nach wie vor die Grundausstattung einer jeden Feuerwehr.

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