Andreas M. Bertram, Jahrgang 1954, ist gelernter Physiotherapeut und setzt sich seit vielen Jahren nicht nur als Praktiker, sondern auch als Buchautor und Forscher mit dem Thema Physiotherapie auseinander. Zusammen mit seiner Frau Christina betreibt er in Basel eine Physio- und Ergotherapiepraxis sowie ein therapeutisches Fitness-Zentrum. Im Gespräch mit Christian Dueblin spricht Andreas Bertram über den Physiotherapeutenberuf, über Stress und seine Auswirkungen auf den Körper, die körperlichen Voraussetzungen für den Spitzensport und die mangelnde Bewegung von Kindern.
Dueblin: Herr Bertram, Sie gehören zu den erfahrenen Physiotherapeuten in der Schweiz und betreiben selber auch eine Physio- und Ergotherapiepraxis in Basel. Der Physiotherapeutenberuf war noch vor 20 Jahren – das ist zumindest mein Eindruck – ein Modeberuf, der sich heute zu einer Wissenschaft entwickelt hat. Was hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten in der Physiotherapie Ihrer Ansicht nach verändert?
Andreas M. Bertram: Das ist richtig beobachtet. Die Physiotherapie war in den 70iger und 80iger Jahren ein „In“-Beruf. Gründe dafür sind die Nähe zur Medizin und zum Sport sowie zur körperlichen Aktivität ganz generell. Die Ausbildung dauerte ferner deutlich weniger lang als ein Medizinstudium. Viele Menschen wollen im Gesundheitssektor mit Menschen zusammen arbeiten. Sie finden in der Physiotherapie die optimale Mischung. Die zahlreichen Veränderungen, die sich in diesem Beruf in den letzten beiden Jahrzehnten ergeben haben, sind wesentlich auf die Forschung zurückzuführen. Viele Physiotherapeuten sind heute aktiv in Forschungsprojekte involviert. Das war früher eher eine Sache der Mediziner und fand oft unter Ausschluss unseres Berufsstandes statt.
Heute kommen immer mehr Physiotherapeuten mit eigenen Fragestellungen und Fachwissen auf den Markt und setzen sich wissenschaftlich mit unserem Beruf auseinander. Diese Entwicklung fand und findet immer noch weltweit statt. Andere Länder waren uns in dieser Hinsicht lange Zeit einige Nasenlängen voraus. Ich denke etwa an Australien oder Neuseeland, wo schon vor vielen Jahren in der Physiotherapie geforscht wurde. Im härter werdenden beruflichen Umfeld und mit den Kostensenkungsmassnahmen, die im Gesundheitssektor seit vielen Jahren zum Teil groteske Formen annahmen, sah die Physiotherapie für ihre Existenzberechtigung gar keinen anderen Weg, als sich wissenschaftlich weiterzuentwickeln. Das hat dazu geführt, dass auch die Ausbildung verändert werden musste. Heute gibt es bei uns Bachelor- und Master-Abschlüsse. Das sind wichtige Meilensteine. Der Beruf des Physiotherapeuten ist also heute akademisiert. In den USA oder auch in den Niederlanden und Belgien ist die Physiotherapie sogar mit einem Universitätsabschluss verbunden. So weit sind wir in der Schweiz jedoch noch nicht.
Dueblin: Ist der Spitzensport mitverantwortlich für den heutigen Stand der Physiotherapie? Es gibt heute viele Sportler, die ohne Physiotherapie wohl gar nicht mehr funktionieren könnten.
Andreas M. Bertram: Die Anwendung der Physiotherapie im Spitzensport ist mehr die Folge der therapeutisch wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre. Spitzensport ohne physiotherapeutisches Wissen und physiotherapeutische Behandlung ist heute tatsächlich kaum mehr denkbar. Menschen, die Spitzensport betreiben und ihren Körper dabei enorm beanspruchen, sind auf fachliche Beratung und Behandlung aus unserem Berufsstand angewiesen. Das führt natürlich ganz automatisch auch zu einem gewissen Fokus auf unseren Beruf.
Dueblin: Die Menschen werden älter, wollen mobil sein und brauchen dementsprechend auch ihren Körper länger. Wie sehen Sie diese Entwicklung in Zusammenhang mit der Physiotherapie?
Andreas M. Bertram: Die Ansprüche ans Leben haben sich deutlich gewandelt. Früher war man mit 70 Jahren alt und hat, um es etwas überspitzt auszudrücken, die Ofenbank gesucht. Man hatte körperliche Gebrechen als Schicksal entgegengenommen und sich damit arrangiert. Heute sind ältere Menschen aufgrund der grossen medizinischen Fortschritte sehr mobil und oft sogar noch sportlich aktiv. Sie haben den Anspruch, eine Krankheit zu bewältigen und wollen danach wieder aktiv und mobil sein. Die Medizin bietet heute für das Bewegungssystem, also beispielsweise für Hüfte, Rücken oder Knie, ganz andere Möglichkeiten als noch vor 20 Jahren. Hüft- und Knieoperationen werden bis ins hohe Alter erfolgreich durchgeführt. Viele Siebzigjährige spielen heute auch nach einer solchen Operation Golf oder gehen Joggen. Auch Wirbelsäuleoperationen gehören heute zum medizinischen Standard.
Es sind aber nicht nur medizinische Gründe, die es heute älteren Menschen erlauben und erleichtern, sich zu bewegen und mobil zu bleiben. Immer mehr Menschen schaffen sich durch sportliche Betätigung Gesundheitsreserven, die sich im Alter positiv auswirken. Im Alterungsprozess sterben – wie wir wissen – immer mehr Zellen ab. Bei Menschen, die ihren Körper fit halten, beginnt dieser Zellenabbau auf einem viel höheren Niveau. Es gibt mehr Zellen und Muskeln und der spürbare Abbauprozess verzögert sich deshalb. Das sportliche Tätigsein darf als eine Art „Jungbrunnen“ betrachtet werden. Diese Entwicklungen verändern auch die Patientenstruktur der Physiotherapeuten.
Dueblin: Physiotherapie war mir vor allem im Zusammenhang mit Ski- oder anderen Sportunfällen ein Begriff. Geht man heute auch vorbeugend in die Physiotherapie?
Andreas M. Bertram: Die Menschen kommen schon primär zu uns, weil sie ein akutes oder latentes gesundheitliches Problem haben. Die Physiotherapiepraxen bekommen ihre Patienten in aller Regel durch die behandelnden Ärzte zugewiesen. Die Behandlungen werden von den Kostenträgern bezahlt. Es gibt aber tatsächlich immer mehr Menschen, darunter auch viele Unternehmer und Führungspersonen, die nicht krank werden wollen oder dürfen und vorsorglich zu uns kommen. Wir zeigen ihnen, was sie bei der Arbeit für ihre Gesundheit tun können, also beispielsweise in Bezug auf ihr Sitz- und Stehverhalten. Viele Menschen kommen auch, weil sie ihre Gesundheit vernachlässigt haben und sich verändern wollen. Wir bieten Beratungs- und Coaching-Gespräche an und helfen ihnen, ihre Ziele zu erreichen.
Dueblin: Viele Menschen sind heute grossem Stress ausgesetzt. Sie haben eben von Managern gesprochen, die vorsorglich tätig sein wollen. Wie beurteilen Sie den Stressfaktor bei Ihrer Arbeit? Ist Stress ein Grund dafür, dass Menschen physiotherapeutisch behandelt werden müssen?
Andreas M. Bertram: Stress hat Auswirkungen auf den Körper. Er kann den Stoffwechsel beeinträchtigen und krank machen. Verantwortlich für das Krankwerden ist in der Regel das Adrenalin. Adrenalin ist eines von vielen überlebenswichtigen Hormonen. Unsere Vorfahren brauchten Adrenalin beispielsweise bei der Begegnung mit gefährlichen Tieren. Es musste schnell gehandelt bzw. gekämpft oder die Flucht ergriffen werden. Das erforderte eine sofortige und maximale Muskelleistung. Die Muskulatur ist dafür aber nicht angelegt. Das Adrenalin hilft uns, in Sekundenbruchteilen Kräfte freizusetzen, die wir sonst in dieser Zeit nicht freisetzen könnten. Ziel und Resultat eines Adrenalinausstosses sind intensive Muskelarbeit. Physiologisch baut sich durch die Muskelarbeit das Adrenalin wieder ab. Dieser Prozess im Körper ist biologisch und chemisch höchst interessant. Mit der Muskelarbeit stellt sich also im Körper wieder ein Gleichgewicht ein. Der Mensch ist heute stoffwechselmässig praktisch gleich veranlagt wie noch vor tausenden von Jahren, also beispielsweise in der Steinzeit. Jede Art von Stress setzt Adrenalin frei, sei das eine Auseinandersetzung im Beruf, Probleme in der Beziehung, in der Familie oder ganz generell im Leben. So erleben wir jeden Tag in Abhängigkeit vom Stress, dem wir ausgesetzt sind, Adrenalinfreisetzungen. Der Unterschied zu früher besteht aber darin, dass es heute aufgrund der äusseren Umständen in unserer Gesellschaft zunehmend schwieriger ist, das Adrenalin wieder abzubauen. Wir bleiben in Stresssituationen in der Regel sprichwörtlich auf unserem Adrenalin sitzen. Im Grunde genommen müssten wir in einer Stresssituation unsere Muskulatur betätigen. Wenn das nicht gemacht wird, sprechen Biologen und Mediziner dem eine krankmachende Wirkung zu. Man spricht dann gemeinhin von Zivilisationskrankheiten.
Dueblin: Das spricht dafür, in Unternehmen Fitness-Center zur Verfügung zu stellen, in denen sich die Mitarbeitenden betätigen können.
Andreas M. Bertram: Es gibt viele Unternehmen, die das tun. Die Resultate sind meist positiv, wenn auch diejenigen Personen, die das Fitness-Center wirklich nutzen sollten, möglicherweise nicht immer die sind, die es dann auch tatsächlich nutzen. Es muss aber nicht unbedingt ein Fitness-Center sein. Sinnvoll ist es aber auf alle Fälle, Bewegungsprogramme zu erarbeitet und diese Programme zu praktizieren. Oft handelt es sich zudem bei den Angeboten der Unternehmen mehr um Wellness-Angebote als um Angebote zum Abbau von Stress. Das Fitness-Center birgt im Übrigen aber auch Gefahren. Wird man falsch instruiert und trainiert man nicht richtig, kann das gesundheitliche Folgen haben. Ich beobachte oft Menschen, die vollgepumpt mit Adrenalin in ein Fitness-Center gehen und dort dann nicht selten schädigende Bewegungen ausüben. Das passiert sehr häufig, wenn diese Menschen voller Elan und guter Absicht beispielsweise zu viel Gewicht verwenden und dadurch das Bindegewebe beeinträchtigen. Das führt zu typischen Sportverletzungen, mit denen die Physiotherapie zu tun hat. Andere Schädigungen können sich bei Ausdauersportprogrammen ergeben, wenn der Kreislauf überbeansprucht wird. Ein Fitness-Center alleine ist also noch nicht ausreichend. Es braucht immer auch die richtige Instruktion und Überwachung, um ein optimales Resultat erzielen zu können.
Dueblin: Welches sind die typischen Stresssymptome, mit denen die Physiotherapie konfrontiert ist?
Andreas M. Bertram: Bei uns geht es vor allem um Schmerzen und Verspannungen der Muskulatur. Es sind in der Regel Nacken-, Schulter- oder auch Rückenschmerzen, die wir behandeln. Es können bei Stress aber auch Kopfschmerzen, Tinitus oder in die Beine ausstrahlende Schmerzen vorkommen. Missachtet man solche Schmerzen, dann kann das, wenn sie auf Stress zurückzuführen sind, zu Erschöpfungs- oder Unlustzuständen führen. Im Extremfall kommt es zum Burnout. Burnout-Patienten haben im Vorfeld ihres Burnouts in der Regel übergrosse Stresssituationen erlebt und zu spät oder gar nicht reagiert.
Dueblin: Mit sportlicher Betätigung scheint es, könnte manches von Ihnen geschilderte Problem oder manche sich anbahnende Krankheit abgewendet oder zumindest entschärft werden. Oft sind das Sitz- oder Stehverhalten bei der Arbeit Ursache eines Problems. Jeder, der täglich viele Stunden am Computer arbeitet, kennt Verspannungen im Nacken.
Andreas M. Bertram: Das ist richtig. Man spricht heute zunehmend von der Ergonomie am Arbeitsplatz. Wir haben beispielsweise für die Piloten und Stewardessen der damaligen Fluggesellschaft Crossair ergonomische Schulungen gemacht. Ich habe das Flugpersonal auf Flügen begleitet. Aufgrund der gemachten Beobachtungen haben wir Massnahmen empfohlen, die sich sehr positiv auf das Flugpersonal ausgewirkt haben. Wir haben Falsch/Richtig-Verhaltensmuster entwickelt und Verhaltensabläufe aufgezeigt, die für den Körper gut sind. Es ging vor allem um das Bücken, Schieben und das stundenlange Sitzen der Piloten. Etwas Ähnliches machen wir seit zwei Jahren für ein Unternehmen des öffentlichen Verkehrs. Busfahrer und Strassenbahnfahrer sind im täglichen Verkehr ständig Stresssituationen ausgesetzt. Man hatte festgestellt, dass sich viele Chauffeure über Rückenschmerzen beklagten und wollte präventiv etwas dagegen unternehmen. Wir haben in der Folge Sitzschulungen entwickelt und Übungen zusammen gestellt, welche die Chauffeure selbst während des Fahrens machen können ohne, dass sie vom Fahren abgelenkt werden. Diese Übungen halten sie im Übrigen auch wach. Ferner lehren wir Übungen, welche die Buschauffeure an den Haltestellen machen können. Es geht dabei im Wesentlichen darum, die Muskulatur zu aktivieren und Adrenalin abzubauen. Ich erzähle das, weil es zeigt, dass man mit relativ kleinen Eingriffen und mit Bewusstseinsschulung schon sehr viel erreichen kann.
Dueblin: Der spanische Fahrradfahrer Indurain galt vor einigen Jahren als begnadeter Fahrradfahrer. Nach vielen Messungen und diversen Analysen stellte man fest, dass er über den perfekten Körperbau für das Fahrradfahren verfügt. Ähnliches hört man in Bezug auf Roger Federer, den Tennisspieler. Was ist es genau, das diese Menschen von anderen unterscheidet und Spitzenresultate im Sport ermöglicht?
Andreas M. Bertram: Wichtig ist die körperliche Prädisposition eines Menschen. Es gibt anatomische Voraussetzungen für sportliche Spitzenleistungen, ohne die eine Person nie ganz vorne mitschwimmen oder mitradeln kann. Nur Personen, welche diese körperlichen Voraussetzungen erfüllen, können die nötigen physikalischen Kräfte erzeugen, die im Spitzensport nötig sind. Heute werden Menschen, die zu Talenten werden und Siege erringen, schon sehr früh erkannt und ausgewählt. Es gibt bei dieser ausgewählten Gruppe von Menschen nur noch kleine graduelle Unterschiede. Wenn man zudem, um beim Beispiel Federer zu bleiben, seine Bewegungen anschaut, dann stellt man fest, dass der Gesamtbewegungsablauf sehr rund und auch ästhetisch ist. Das Zuschauen macht Spass. Dieser perfekte Bewegungsablauf hat nicht nur mit den anatomischen Proportionen zu tun, sondern auch mit der sensomotorischen Koordinationsfähigkeit. Federer hat eine besonders grosse Fertigkeit, den spezifischen Tennisbewegungsablauf so zu programmieren und abzurufen, dass die ganzen biomechanischen Kräfte aktiviert werden können. Daraus resultiert eine maximale Leistung. Darum glaube ich, dass bei ihm leichte Abweichungen in seinem Körperbau belanglos wären. Er beherrscht das perfekte Timing. Ausschlaggebend ist ein Zusammenwirken zwischen Hirn und Muskeln, also eine neuromuskuläre Komponente und weniger eine rein proportionale. Aber sicher sind die Proportionen eine wesentliche Voraussetzung.
Dueblin: Solche Menschen werden schon in jungen Jahren getrimmt und trainiert. Man liest immer wieder, dass viele junge Spitzensportler gesundheitliche Probleme haben und irgendeinmal körperlich „verbrannt“ sind. Wie sehen Sie das aus der Sicht der Physiotherapie?
Andreas M. Bertram: Das ist heute tatsächlich ein grosses Problem, das uns beschäftigt. Der Körper, der im Wachstum begriffen ist, bekommt durch Trainingsreize auch Wachstumsreize. Wenn ein Kind einen einseitigen Kraftsport betreibt, dann wird seine Anatomie im Wachstum durch die sportartspezifischen Kräfte, die auf das Kind einwirken, verändert. Das Kind kann ein asymmetrisches Wachstum bekommen. Bei einem Kind, das Tennis spielt, sind dann beispielsweise das Schulterblatt und der Arm aufgrund der grösseren Trainingsreize proportional vergrössert. Das ist oft schon beim blossen Betrachten eines entsprechenden Körpers ersichtlich. Viele junge Sportler müssen sich deswegen tatsächlich physiotherapeutische behandeln lassen. Ich sehe allerdings ein anderes Problem, das viel häufiger auftritt und noch grössere Gesundheitsschäden bewirkt, zumal es nur einen sehr kleinen Prozentsatz von Kindern gibt, die wohl zuviel machen, aber einen ganz grossen Prozentsatz von Kindern, die sich deutlich weniger bewegen als sie sollten, und dadurch ihren Körper ebenfalls schädigen. Im Übrigen betreiben junge Sportler oft Ausgleichssportarten, da man das Problem erkannt hat.
In den grossen Städten haben wir das Problem des zu gut erschlossenen Nahverkehrs. Fast jeder hat ein Auto und an jeder Ecke befindet sich eine Bushaltestelle. Die Kinder benutzen das Fahrrad viel weniger als früher. Sie werden „chauffiert“. Der Turnunterricht kann das nicht wettmachen. Die Kinder leiden dann auch in ihrer Geschicklichkeit. Kindergärtnerinnen beklagen oft, dass die Kinder nicht mehr fähig sind, Sackzuhüpfen, auf einem Bein zu stehen oder einen Purzelbaum zu machen. Es kommen in diesem Zusammenhang auch grosse Herausforderungen auf die Physiotherapeuten zu, denn Menschen, die als Kinder und Jugendliche nicht gelernt haben, ihr Sensorium zu nutzen und zu entwickeln, sind im Alter nicht in der Lage, gefährliche Situationen wie beispielsweise Fallen oder Stolpern zu meistern. Sie stolpern schneller und verletzen sich dabei. Was körperliche Tüchtigkeit und Geschicklichkeit angeht, werden diese Kinder also im Alter ein erhebliches Problem haben.
Wir beobachten auch, dass die geistige Fitness mit der körperlichen Fitness in einem gewissen Masse einhergeht. Wir gehen davon aus, dass durch körperliche Betätigung der Stoffwechsel auf einem höheren Niveau funktioniert und Endorphine freigesetzt werden. Gemeinhin spricht man in diesem Zusammenhang von den Glückshormonen. Diese Endorphine beflügeln und motivieren uns. Wenn man motiviert ist, hat man einen anderen emotionalen Blick auf das, was man tun will. Das wirkt sich bis zu den Hirnfrequenzen aus. Es gibt Messungen von Hirnforschern, die nachweisen, dass jemand, der motivierter ist, optimalere Hirnfrequenzen hat, um sein Hirn als leistungsfähiges Organ zu nutzen. Heute weiss man, in welchen Konzentrationsphasen unser Gehirn funktioniert. Man weiss, was die Hirnfrequenzen im schlafenden Zustand oder im höchst konzentrierten Zustand tun. Man weiss auch, dass es optimale Hirnfrequenzen gibt, in denen die Aufnahmefähigkeit und das Gedächtnis besser sind als sonst. Unter Stress leiden diese Frequenzen erheblich. Das Memorieren wird erschwert oder gar verunmöglicht.
Wir konnten im Übrigen durch Hirnforscher nachweisen lassen, dass andere Hirnfrequenzen benötigt werden, wenn man auf einem Kreisel steht als wenn man am Boden steht. Auf dem Kreisel ist die Synchronisation der beiden Hirnhälften sehr kompakt. Auf dem Kreisel ist man in einem gewissen Sinne Herr seines Hirns. Kognitive Leistungen können dort besser erbracht werden. Das zeigt die Zusammenhänge zwischen Bewegung und Hirn. Es sind Studien angedacht, die Kinder, welche auf Kreiseln an einem Stehpult arbeiten, auf ihre Leistungsfähigkeit hin untersuchen.
Dueblin: Sehr geehrter Herr Bertram, ich bedanke mich herzlich für dieses Gespräch und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihren Projekten und Tätigkeiten.