Susanne Speiser

Susanne Speiser

Susanne Speiser, Jahrgang 1960, ist in Basel geboren und studierte an der Universität Basel Jura. Nach dem Anwaltsexamen arbeitete sie als Anwältin in einer Kanzlei in Basel. Susanne Speiser wurde im Jahre 2004 als Gerichtspräsidentin am Bezirksgericht Arlesheim gewählt. Sie ist Präsidentin der KMU-Frauen Baselland, einem sozialen Netzwerk, in dem sich Frauen gegenseitig in Geschäftsangelegenheiten unterstützen. Susanne Speiser beantwortet Fragen zum Thema „Frauen und Netzwerke“, gestellt von Christian Dueblin.

Dueblin: Sehr geehrte Frau Speiser, Sie stehen seit 2004 den KMU-Frauen im Kanton Basel-Landschaft als Präsidentin vor. Mit rund 250 Mitgliedern darf dieses Frauen-Netzwerk als gross bezeichnet werden. Wer sind die Frauen, die sich in diesem Netzwerk engagieren?

Susanne Speiser: Die KMU-Frauen sind Unternehmerinnen, Mitunternehmerinnen, mitarbeitende Partnerinnen und Frauen in leitenden Positionen in kleinen und mittleren Unternehmen sämtlicher Branchen.

Dueblin: Es ist interessant zu beobachten, dass Frauen in traditionellen Netzwerken eher selten anzutreffen sind. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür, dass Frauen im Geschäftsleben solchen Netzwerken weniger Beachtung schenken als Männer?

Susanne Speiser: Ich denke, dass dies nicht generell auf die Frauen, sondern insbesondere auf jene zutrifft, welche neben ihrem Beruf noch Familienaufgaben haben. Da die Kinderbetreuungs- und Haushaltsarbeit immer noch mehrheitlich auf den Frauen lastet, werden insofern Prioritäten gesetzt, als die „Freizeit“ weniger für Vereinsarbeit und Netzwerke, sondern eben für die Familie eingesetzt wird. Weiter sind traditionelle Netzwerke, so etwa Rotary und Lions, ursprünglich rein männlich besetzt, nicht zuletzt auch aus den militärischen Bekannt- und Seilschaften heraus entstanden, und haben immer noch überwiegend männliche Mitglieder.

Dueblin: In Bezug auf soziale Netzwerke rund um die Familie und die Kinder sind Frauen den Männern absolut überlegen. Eine Hausfrau beispielsweise verfügt in der Regel über ein sehr potentes Netzwerk, von dem sie selber im Familienleben enorm profitierten kann, aber auch viel investiert. Solche Netzwerke gehen von Adressen guter Ärzte bis hin zu Informationen, wo man günstige Produkte für Kinder beziehen kann. Warum nutzen Frauen diese Fähigkeiten nicht auch in der Geschäftswelt mit demselben Elan?

Susanne Speiser: Dieser Sichtweise muss ich widersprechen: Erfolg im Geschäftsleben bedingt gerade die Fähigkeit, Verbindungen zu knüpfen und zu pflegen. Ich sehe da keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen in der gleichen Führungsebene. Dass die Wahrnehmung von Aussen anders ist, liegt wohl daran, dass weitaus weniger Frauen im Geschäftsleben gleich hohe Positionen innehaben wie Männer.

Dueblin: Sehen Sie Unterschiede im von Ihnen präsidierten KMU-Netzwerk zu anderen ähnlichen Netzwerken, die mehr von Männern genutzt werden?

Susanne Speiser: Die Vereinigung KMU-Frauen Baselland ist eine Fachkommission der Wirtschaftskammer Baselland. Gemäss Reglement ist ihr Auftrag die Beratung der Geschäftsstelle, des Zentralvorstandes und des Wirtschaftsrates in allen die KMU-Frauen Baselland direkt betreffenden Sachgeschäften der Wirtschaftskammer sowie die Förderung der KMU-Frauen als wirtschaftspolitisches Sprachrohr der in KMU tätigen Wirtschaftsfrauen. Hinzu kommt die Durchführung gemeinsamer Veranstaltungen, Aktivitäten und Projekte sowie die Bildung und Nutzung eines Netzwerkes zur Förderung des gegenseitigen Austausches und zur Erhöhung des Organisationsgrades der KMU-Frauen in den eigenen Organisationen. Ich habe zwar keinen Einblick in typische Männer-Netzwerke, denke aber, dass unsere Organisation in ihrer Vielfalt mit den sogenannten Service Clubs in keiner Weise verglichen werden kann.

Dueblin: Was können die KMU-Frauen einem neuen Mitglied bieten, das diesem Netzwerk beitreten möchte?

Susanne Speiser: Wir bieten ein bestehendes, starkes Netzwerk zur gegenseitigen Unterstützung mit Kontaktliste, Erfahrungs- und Informationsaustausch, ein regionales und nationales Beziehungsnetz in Wirtschaft und Politik, die Förderung der Anerkennung von Frauen aus KMU, die Interessenvertretung in aktiven Wirtschaftspositionen, die Organisation von charakteristischem Weiterbildungs- und Veranstaltungsangebot aber auch Offenheit gegenüber neuen Ideen sowie Geselligkeit.

Dueblin: Wie wird man Mitglied in diesem Netzwerk?

Susanne Speiser: Anmelden kann man sich über die Wirtschaftskammer Baselland, Altmarktstrasse 96, CH-4144 Liestal (www.kmu.org).

Dueblin: Sehr geehrte Frau Speiser, ich bedanke mich herzlich für die Beantwortung dieser Fragen und wünsche Ihnen und den KMU-Frauen weiterhin viel Erfolg!

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