Als dieser Artikel 1883 in der «Allgemeine Illustrierte Zeitung» (Oktober 1883 – 1884, Band 51) veröffentlicht wurde, konnte der Autor oder die Autorin nicht erahnen, wie sich der Impressionismus entwickeln würde, schon gar nicht, dass Bilder von Impressionisten heute regelmässig im zweistelligen Millionenbereich gehandelt werden. Aller Anfang jedoch ist beschwerlich, so auch der Weg der Impressionisten, den auch Angela Rosengart, Stifterin der Sammlung Rosengart im Gebäude der ehemaligen Schweizerischen Nationalbank im Zentrum von Luzern, im Interview mit Xecutives.net besprochen hat. Sie sagte zum Thema Impressionisten: «Die Impressionisten hatten von 1870 bis etwa 1890 eine sehr schwierige Zeit. Ihre Kunst wurde damals verlacht. Man war der Meinung, dass der impressionistische Stil keine Malerei sei.» Der Verfasser des Artikels aus dem Jahr 1883 erzählt, dass vom Kunstsammler Fritz Gurlitt eine Sammlung von 16 Gemälden der sogenannten «Impressionisten» in Berlin zur Ausstellung gebracht wurde, darunter Werke von Manet, Monet, Boudet, Degas, Renoir und „Frau Bertha Morisot“. Der Autor meint zu den Bildern: «… sie charakterisieren hinlänglich diese kleine Gemeinde von sonderbaren Heiligen, welche trotz aller Anfeindungen und Verspottungen der Pariser Kritik unverdrossen an ihrem seltsamen Ideale festhalten.» An einer weiteren Stelle: «Sie setzen einen Farbenfleck neben den anderen, unbekümmert um Reiz und Harmonie, und geben sich nicht die geringste Mühe, die Formen näher durchzubilden, so dass die Figuren wie verschleierte Visionen an dem Beschauer vorüberziehen.»
Der Impressionismus ist eine Kunstrichtung, die Mitte des 19. Jahrhunderts in Frankreich entstand und auf Sinneswahrnehmung basiert. Bei diesen Bildern wurde versucht, die Stimmungen und Eindrücke, welche die Maler beim Malen erfuhren, festzuhalten. Zudem wurden auch gerne helle und kräftige Farben benutzt. Claude Monet, ein bekannter Künstler dieser Periode, sagte einmal: «Ich will das Unerreichbare. Andere Künstler malen eine Brücke, ein Haus, ein Boot und das wars. Ich dagegen will die Luft malen, die diese Objekte umgibt, und das ist nichts Unmögliches.» Damit wandte sich der Impressionismus vom Naturalismus, der damals gängigen Kunstrichtung, ab, was dem Autor der „Allgemeine Illustrierte Zeitung“ nicht gefällt. Die Impressionisten wollten eben etwas Neues, was anfänglich nur von wenigen verstanden wurde. Die Impressionisten malten auch nicht im Atelier, sondern vor Ort, und sie fertigten auch keine Skizzen an, da ihre Bilder Momentaufnahmen waren, die sie sogleich zu malen begannen.
Die Maler dieser Kunstepoche hatten es, wie der Beitrag von 1883 zeigt, nicht leicht und mussten viel Häme erdulden, doch gegen Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts veränderten sich diese Ansichten und die Impressionisten wurden allmählich zu anerkannten Künstlern, deren Werke heute von vielen Kunstinteressierten geliebt werden und für die Sammler und Investoren Millionenbeträge bezahlen. Die interessierte Leserschaft darf sich selber darüber Gedanken machen, welche derzeitige Kunst, heute möglicherweise wenig wahrgenommen und geschätzt, wohl in 100 Jahren in Museen hängen und hohe Preise erzielen wird.
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